Rendite frisst Versorgung
Ein aktueller Fall der kinderärztlichen Versorgung in Frankfurt zeigt, wie Medizinische Versorgungszentren die ambulante Versorgung aushöhlen und in Schieflage bringen.
Frank Dastych und Armin Beck, die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, warnen vor einem gefährlichen Trend:
„Im Frankfurter Westend wird in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) demnächst die pädiatrische Versorgung eingestellt. Das zumindest sagen die Informationen, die der KV Hessen aktuell vorliegen. Warum das passiert, darüber haben wir als Kassenärztliche Vereinigung und damit als Institution, die die Versorgung sicherstellen soll, keine offizielle Kenntnis.
Zulassungsrechtlich handelt es sich bei diesen pädiatrischen Sitzen um Anstellungen, bei denen der Zulassungsausschuss immer prüft, ob die angestellten Ärztinnen und Ärzte die Voraussetzungen für eine vertragsärztliche Tätigkeit erfüllen, und er sodann eine Genehmigung erteilen kann. Das MVZ trifft im Vorfeld bereits eigenständig und unabhängig Entscheidungen, wer auf diesen Sitzen tätig sein soll, sorgt für etwaige Nachbesetzungen oder, wie in diesem Fall, sogar dafür, dass ganze Versorgungssparten eingestellt werden.
Die vom MVZ getroffenen Entscheidungen zur Beendigung der Versorgung sind weder seitens der KV noch des unabhängigen Zulassungsausschusses beeinflussbar.
MVZ sind im Vergleich zu anderen Formen der vertragsärztlichen Berufsausübung in vielen Bereichen vom Gesetzgeber privilegiert. Dies führt, je nach Größe des MVZ, zu einer Konzentration von Sitzen. Diese ist dann aus Versorgungsgründen hochproblematisch, wenn der Träger entscheidet, dieses Versorgungsangebot einzustellen. Nach BSG Rechtsprechung ist eine Nachbesetzung innerhalb einer Frist von bis zu einem Jahr möglich, was gleichzeitig eine Blockade der Versorgungsaufträge bedeutet. Und eine KV kann nichts tun.
Wer sind die Leidtragenden? Die Eltern und die erst einmal unversorgten Kinder. Und natürlich auch eine KV, nach der nun die Kommunalpolitik ruft und die die Scherben zusammenfegen darf, die andere zu verantworten haben.
Leider hat der Gesetzgeber bis heute keine Ideen vorgelegt, wie er die Interessen der Patientinnen und Patienten schützen möchte, indem die Gewinninteressen Einzelner vor die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gestellt werden. Deshalb bleibt uns an dieser Stelle nur der Appell, diese Fehlsteuerung nun endlich zu beenden. Denn Frankfurt kann bald überall sein.“
Ansprechpartner
Karl Matthias Roth
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
Ansprechpartner
Alexander Kowalski
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
stv. Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
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