Kurswechsel und Umbau jetzt! Es ist eine Minute vor zwölf
Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen fordert die Bundesregierung und insbesondere Bundesgesundheitsministerin Nina Warken auf, den eingeschlagenen Kurswechsel hin zu einer konsequenten Ambulantisierung der Versorgung konsequent und entschlossen fortzusetzen. Eine gleichlautende Resolution wurde am vergangenen Samstag einstimmig verabschiedet.
„Die Antwort auf die Struktur- und Finanzierungsfragen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist klar: digital vor ambulant vor stationär. Die Zukunft der Versorgung muss dort liegen, wo heute schon mehr als 90 Prozent der Behandlungsfälle versorgt werden: in der ambulanten Versorgung. Die Fakten sind klar – und wissenschaftlich belegt. Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein massives Umsetzungsproblem.
Mut zur Wahrheit: Kein „Weiter so!“
Seien wir ehrlich: Medizinischer Fortschritt und Demografie werden den Kostendruck in der GKV dramatisch verschärfen. Deutschland leistet sich rund 1.000 unnötige Kliniken. Diese können ohne Qualitätsverlust geschlos-sen oder sektorenübergreifend ersetzt werden. Ein „Weiter so!“ ist weder trag- noch länger finanzierbar.
Allein der längst überfällige Wegfall der Meistbegünstigungsklausel spart 1,8 Milliarden Euro – das muss man sich einmal vor Augen führen. Trotzdem erhalten die Kliniken im Jahr 2026 noch über 2 Milliarden Euro mehr. Das ist fast doppelt so viel wie die Honorarsteigerung in der ambulanten Versorgung. Wir brauchen jetzt endlich mutige Schritte, die den ambulanten Sektor stärken. Denn dieser stellt seine Leistungsfähigkeit Tag für Tag in den Praxen unter Beweis.
Das Festhalten an archaischen Krankenhaustrukturen gefährdet dagegen eine moderne und qualitativ hochwertige Versorgung. Europäische Staaten mit solchen Versorgungsstrukturen und einer in der Regel bei weitem nicht so gut aufgestellten ambulanten Versorgung kommen mit weniger als 30 Betten pro 100.000 Einwohner sehr gut aus. In Deutschland sind es im Schnitt dagegen fast 60 Betten und in der Spitze, in Bremen, sogar fast 80.
Es braucht endlich eine konsequente Neuordnung der Versorgung: Kliniken sind konsequent auf Qualität und Exzellenz zu trimmen. Hochleistungsmedizin muss in erreichbaren Distanzen so konzentriert werden, dass sich die Menschen auf eine bestmögliche Behandlung in spezialisierten Zentren verlassen können. Das rettet, wie in anderen europäischen Ländern, Menschenleben und nutzt die bereits knappen und weiter schwindenden Ressourcen sinnvoll.
Es braucht zudem endlich eine wirkliche und unabhängige Qualitätssicherung in den Krankenhäusern. Ferner muss sich die Krankenhausbehandlung an der tatsächlichen Notwendigkeit orientieren. Nur da, wo stationäre Behandlung erforderlich ist, darf stationär behandelt werden. Krankenhausplanung muss sich endlich auch an Wirtschaftlichkeit, Angemessenheit, Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit orientieren und nicht am Bedürfnis von Wiederwahl oder Gewinnoptimierung.
Es braucht endlich eine bundeseinheitliche Krankenhausbedarfsplanung mit Verhältniszahlen, die sich an europäischen Standards orientieren. Krankenhausplanung muss den Rettungsdienst mitberücksichtigen und hat insbesondere bei den ambulant sensitiven Fällen den vorhandenen ambulanten Strukturen nachgelagert zu folgen.
Wer ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem will, muss endlich konsequent ambulantisieren, darüber hinaus die Telemedizin stärken und die Blockadepolitik der Krankenhäuser, der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), konsequent beenden.
Weiter so!
Frau Ministerin, lassen Sie sich von der desavouierenden Agitation der DKG und der Kliniken nicht beirren. Dieser Teil des deutschen Gesundheitswesens und die Strukturen, die diesen Bereich immer noch schützen, sind nicht reformbereit.
Die ambulante Versorgung, die Haus- und Fachärzte sowie die Psychotherapeuten der KV Hessen stehen dagegen bereit. Wir wollen das deutsche Gesundheitswesen mit Ihnen zusammen zukunftsfest machen. Gehen Sie daher den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Nur so, nur mit der ambulanten Versorgung, gelingt uns der nötige Strukturwandel im deutschen Gesundheitswesen.“
Ansprechpartner
Karl Matthias Roth
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
Ansprechpartner
Alexander Kowalski
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
stv. Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
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© Judith Scherer