„Erpressung ist keine Basis für Zusammenarbeit“
Die Auseinandersetzung um die Zukunft des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes an der Kinderklinik in Darmstadt spitzt sich zu. Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) weist die in einem Schreiben der Klinikleitung gemachten Vorwürfe entschieden zurück. Dazu erklärten Frank Dastych und Armin Beck, die Vorstandsvorsitzenden der KVH, am 27. Juli 2023 in Frankfurt:
„Dass in politischen Auseinandersetzungen Fakten nicht immer die Rolle spielen, die sie spielen sollten, ist Alltag. Deshalb ist es uns wichtig, die Fakten darzustellen, denn sie sprechen für sich:
- Die Kündigung des Nutzungsvertrags für die Räumlichkeiten an der Darmstädter Kinderklinik erfolgte durch die Klinikleitung. Sie macht damit eine Fortsetzung der Zusammenarbeit dort ab dem 30. Juni 2024 unmöglich.
- Die Behauptung, die Versorgung der Kinder und Jugendlichen außerhalb der Praxisöffnungszeiten sei nicht sichergestellt, ist falsch. Außerhalb der Praxisöffnungszeiten organisiert die KVH auch in Darmstadt einen allgemeinen Bereitschaftsdienst, der selbstverständlich auch Kinder behandelt – so wie das tagtäglich auch in vielen Hausarztpraxen in Hessen geschieht.
- Der kinderärztliche Bereitschaftsdienst an den Kinderkliniken ist ein zusätzliches, freiwilliges und medizinisch sehr sinnvolles Angebot der im Darmstädter Bereich niedergelassenen Kinderärztinnen und -ärzte.
- Der Fachkräftemangel, unter dem sowohl Kliniken als auch Praxen massiv jetzt schon leiden und auch in den nächsten Jahren leiden werden, führte dazu, dass die Öffnungszeiten des kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes reduziert werden mussten. Seit der Reduzierung hat sich die Lage stabilisiert und alle Dienste konnten wie geplant stattfinden.
- Die Behauptung, die KVH oder die Kolleginnen oder Kollegen aus der Region hätten eine Online-Petition gestartet, ist falsch. Diese stammt laut Presseberichten von einer besorgten Mutter und die starke Resonanz zeigt die Sorge der Darmstädterinnen und Darmstädter.
- Erpressung ist kein geeignetes Mittel für Zusammenarbeit. Wer auf der einen Seite behauptet, die Räume selbst zu brauchen, unter der Hand aber eigentlich erzwingen will, dass die „alten“ Sprechzeiten wieder gelten, für die aber das Personal fehlt, macht sich als Verhandlungspartner unmöglich.
- Die räumliche Nähe von stationären Strukturen und Bereitschaftsdiensten sorgt für viele Vorteile, die es sicher auch am Standort in Darmstadt gibt. Dazu gehören der Schockraum und die nahe Intensivstation. Allerdings weist dieser Standort auch zahlreiche Nachteile auf, die wir bei der Suche nach einem geeigneteren Standort nun berücksichtigen können. Dazu gehören eine gute verkehrstechnische Anbindung, möglichst kostenlose Parkplätze und attraktivere Konditionen bei Miete und Nebenkosten.
- Leider hat die Kinderklinik in den letzten Wochen für eine Atmosphäre gesorgt, in der eine gedeihliche Zusammenarbeit über den 30. Juni 2024 hinaus kaum denkbar erscheint. Wir bedauern dies, sehen dies aber auch als Chance, an einem neuen Standort ohne die geschilderten Nachteile einen Neustart machen zu können. Wer keinen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst an seinem Standort mehr haben will, muss ihn schon bald nicht mehr ertragen. Beschimpfen lassen sich die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen weder von Klinikpersonal noch von Geschäftsführern. Und der Vorstand der KVH lässt sich nicht erpressen, das sollte der Klinikleitung klar sein.“
Ansprechpartner
Karl Matthias Roth
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt
Ansprechpartner
Alexander Kowalski
Kassenärztliche Vereinigung Hessen
Stabsstelle Kommunikation
stv. Pressesprecher
Europa-Allee 90
60486 Frankfurt